Die Eremittage der Kreuzbergkapelle
Aus der Schülerarbeit des 12-jährigen Hermann Jehle
Bruder Seraphim habe nach vollendetem Werk (Kreuzberg-Eremitage) "seine gedanken gewendet und sich verheurathet. "
Nur wenigen ist der 1947 in Hausach geborene Hermann Jehle bekannt, der sich schon während seiner Schulzeit sehr um die Ortsgeschichte bemühte. Erhalten ist seine Handschrift "Die Kreuzbergkapelle", in der er handschriftlich alle ihm zugänglichen Daten zur Kreuzbergkapelle sammelte und darstellte. 18- jährig verlor er sein Leben durch einen Verkehrsunfall. Meine Freundschaft zu ihm war durch gemeinsames Erleben bei den St. Georgspfadfindern gewachsen. Er war aber auch der erste Freund, dem ich als Schulkamerad zum Wahlspruch der Pfadfinder, "Allzeit bereit", 1965 einen Nachruf hielt. Um so mehr freue ich mich darüber, dass die Recherchen des damaligen 12 - jährigen Schülers, meines damaligen Freundes Hermann, in der Online-Chronik veröffentlicht werden können.
Er beginnt seinen Bericht mit der Volkssage: "In der Mitte des 18. Jh. (1735) lebte ein Pfarrer namens Rothweiler. Als er auf der Höhe des Kreuzberges sein Brevier betend wandelte, erschien ihm dreimal ein auf dem Boden liegendes Kreuz. Er fühlte sich verpflichtet, an Stelle eines Kreuzes eine Kapelle zu errichten. Die Sage hält jedoch den Tatsachen nicht stand."
Tatsächlich wollte "Pfarrer Rothweiler zu der seit einigen Jahren vollendeten Kapelle ein Wächterhaus und nicht vorrangig die Einsiedelei bauen". Die Gründe führt Jehle auf: Der Schlüssel müsse immer im Pfarrhaus geholt werden, die Messgewänder auf den Bühl getragen werden, im Winter dringe Schnee und Eis ins Gebäude, das Inventar müsse bewacht werden. So kam es denn, dass Pfarrer Rothweiler 1756 ein Wächterhaus bauen ließ, das aus seiner Sicht eher handfeste organisatorische Gründe hatte. Das kleine Haus auf den heute noch sichtbaren Fundamenten östlich der Kapelle als einen Ort der Kontemplation zu sehen, als einsam gelegene Klause, deren Bewohner sich auf der Suche nach Einklang mit Gott und der Natur befanden, lag der ursprünglichen Intention des Pfarrers wohl nicht so nahe, woraus sich möglichweise auch die Probleme mit den Bewohnern der Klause ergaben. Jehle bezieht sich danach auf die Bischoff-Chronik (S.161), aus der hervorgeht, wie der Hausacher Schultheiß Pappenheim und Kronenwirt Glück dem Obervogt Dornblüth 1775 Bericht erstatten, der auf die Anfrage eines Bruders Seraphim (Joseph Jäckle) aus Weiler, Fischerbach, zwecks Belegung der Eremitage antworten wollte:
" Die Klausur des Eremiten auf dem Kreuzberg war reparaturbedürftig. Dornblüth berichtet auf die Bitten des Bruders Seraphim, dass die Einsiedelei seit 30 Jahren leer gestanden habe, das Dach und die Türe sei beschädigt und die Wiederherstellung würde auf ca. 100 Gulden kommen. Der Bruder überliefe ihn fast täglich. Den Voranschlag legte Seraphim bei. Die Regierung forderte weiteren Bericht.
Auf diese Forderung berichtete Dornblüth, dass nach Angabe des Schultheißen Pappenheim und des Kronenwirts Glück "vor unvordenklichen Zeiten ein Kreuz auf diesem Bühl (Bühlhof) gestanden seye, in anno 1742 aber habe sich der verstorbene Pfarrer Rothweiler um guththäter beworben, die nicht nur einige Materialien zu einem Kirchle angeschafft, viele Fuhren dazü verrichtet und die jungen Leuth an Sonn- und Feiertagen Nachmittag nach der Christenlehr Backstein und Blatten, auf des Pfarrers ansuchen auf den Berg getragen und somit ersagter Pfarrer auf seine eigene Kosten das Kirchel herstellen und verschiedenen Andachten dahin angestellt, auch zum unterhält dieses Gebäus und deren verwanden andachten ein Kapital von Eintausend Thaler dazu gestüfftet habe.
Als nun dieses Kirchel hergestellt gewesen, habe sich einer von Weyler aus dem Obervogteiamt Haslach hervorgetan, der die Eremitage mit Beyhilf einiger Gutthäter, willens solche selbst zu beziehen, erbauen hat. Dieser (Seraphim) habe aber nach vollendetem Werk seine gedanken gewendet und sich verheurathtet. Dieses sei vor etlichen und zwanzig Jahren fürgangen und diese Eremitage niemahls als durch den Supplikanten bewohnt worden."
Hermann Jehle verweist damit auf die genannte Jahreszahl der Erbauung der Kapelle nach der Bischoff-Chronik und beschreibt kurz die Bewerberlage für die Einsiedelei:
Erster Bewerber war demnach Johann Blattner am 9.11.1756, er wurde am 13.11.1756 abgelehnt und "in Gnaden entlassen". Erst wieder am 7.09.1768 meldete sich ein Simon Glatz als Bewerber. "Er war sehr jung und stammte aus Oberndorf, er war Sohn des dortigen Mühlenpächters. Obwohl er ein sehr frommer Mann gewesen sein soll, wurde auch ihm die Bewerbung abgeschlagen. Dann bemühte sich Bruder Seraphim, dessen Geschichte wir kennen, um die Stelle der Einsiedelei.
Erst 1783 wurde der Eremit Martincourt zugelassen. " Er war schon alt, hatte einen schlimmen Fuß. Der Bruder des Eremiten war der Wolfacher Fiedel Krausbeck, der sich auch um ihn kümmerte. Man erwartete für Martincourt einen frühen Tod. - "Wir gedenken nicht die Einsiedelei erneut zu besetzen". Der Obervogt ließ den Kranken mit einem Karren nach Donaueschingen befördern.wo er wöchentlich 2 Gulden erhielt und in einem Gasthaus untergebracht war. "Gegen alle Hoffnung habe sich der Eremit 1784 erholt", notierte der neue Obervogt Schwab. Betancourt landete wieder in der Klausur, nachdem ihm die Regierung 12 Gulden und 25 Kreuzer für die Reparatur der Klausur bezahlt hatte. Er erhielt ein neues Kleid, das sein letztes sein sollte. 1785 überließ man ihn für seine letzten Stunden den Kapuzinern in Haslach. Da ihm die "Frömmelei" dort nicht gefiel, ließ er sich einen Pass ausstellen, der ihm die Einwanderung in seine Heimat Frankreich ermöglichen sollte. Auf dem Pass war vermerkt: " Wenn er je wiederkommt, wird er wie ein Landstreicher behandelt." - Die Einsiedelei wurde abgerissen. Als Erinnerung blieben die Grundmauern und eine mächtige "Einsiedlertanne", die inzwischen gefällt wurde.
Text: Bernd Schmid /Hermann Jehle
Bild: Hermann Jehle