Städtepartnerschaft Arbois - Hausach

Beginn einer 40 - jährigen Freundschaft

 

 
Am 9. September 1962 beschrieben General de Gaulle und Konrad Adenauer erstmals die deutsch-französische Freundschaft als Lebensaufgabe aller jungen Menschen diesseits und jenseits des Rheins. Wenige Monate später, am 22. Januar 1963, wurde im "Elysée-Vertrag" vereinbart, was die europäische Integration ermöglichen und Krieg zwischen beiden Völkern unmöglich machen sollte. Durch den beginnenden Schüleraustausch und die Partnerschaften zwischen vielen Städten und Schulen erfüllte sich der uneingeschränkt nachhaltig positive Vertrag auch mit Leben.

Die Stadt Hausach, deren Bevölkerung seit Jahrhunderten immer wieder unter grenznahen kriegerischen Auseinandersetzungen litt, bedauerlicherweise aber auch am Unrecht zwischen den beiden Völkern beteiligt war, spürte diese neue Qualität der deutsch-französischen Begegnung und wollte die positive Wende als Schulstadt mitgestalten und mittragen. Vor allem im 2. Weltkrieg war die Region um Arbois vom Deutschen Militär besetzt. Bis heute erinnern sich ältere Leute an die Gebäude, in denen die "Besatzer" in Arbois und in den benachbarten Dörfern untergebracht waren.

Als damaliger Gymnasiast der frühen 60er denke ich gerne an den jungen Französisch-Assessor Heinrich Franz, der einige von uns per Schüleraustausch als Quartaner zunächst nach Boulogne-sur-Mer vermittelte. Etwas später schlossen sich die Hausacher Gymnasial- und Handelschüler den Offenburger Schulen an, die mit Lons-le-Saunier schon eine feste Partnerschaft pflegten. Unvergessen bleibt dort das "grand café du Théâtre": Erste Erfahrungen mit der für uns Schüler noch erschwinglichen "Gauloises Blonde - Zigarette" und der "bauchigen Orangine-Flasche" erleichterten unsere Annäherungs- und Sprachversuche.

Aus Hausach begleiteten damals Studienrat Hans Egner und Studienassessor Ludwig Zeller die Zugfahrt über Offenburg Richtung Jura. Erste Schüler waren damals schon außerhalb der Stadt "Lons" bis nach Arbois untergebracht, eine bis zu diesem Zeitpunkt für Hausach nur wenig bekannte französische Gemeinde in der Region Franche-Comté, im Département Jura im Arrondissement Lons-le-Saunier.

Als am 26. Oktober 1974 zwischen Arbois und Hausach die Städtepartnerschaft beschlossen wurde, war Studienrat Heinrich Franz neben den Offiziellen beider Gemeinden die treibende Kraft der jungen Freundschaft franco-allemand auf deutscher Seite. Durch den regelmäßigen Schüleraustausch, die kulturellen Begegnungen der Vereine und Institutionen, durch das gemeinsame Hilfsprojekt Burkina Faso, aber auch durch viele persönliche Freundschaften entwickelte und festigte sich die Städtepartnerschaft bis zum aktuellen Jahr 2014 über vier Jahrzehnte. Der vierzigste Geburtstag wird in beiden Städten mit Ausstellungen und Begegnung gefeiert.

Auch im Programm der "Jumelage der Städte Hausach -Arbois" vor 40 Jahren war reichlich Platz für das Feiern mit vielfacher Begegnung vorgesehen.

Es gibt kaum einen an der Städtepartnerschaft interessierten Hausacher, der über die langen Jahre nicht den "Place de la liberté", das "Maison Pasteur", die alte romanische Kirche St. Just, die Kapuzinerbrücke über den Fluss Cuisance, den vornehmen Festsaal, das Restaurant "La finette", die Schulmensa oder das würdige Kriegerehrenmal gesehen hätte. Diese Bereiche der alten und ehrwürdigen Stadt des Weines durfte die Hausacher Abordnung aus Gemeinderat, Vereinen und Institutionen mit der Hausacher Stadtkapelle während der beiden Festtage sehen und besuchen.

Höhepunkt der Jumelage-Feier war zunächst die Unterzeichnung des oben dargestellten Dokumentes der Städtepartnerschaft. Unvergessen bleibt das Festmahl in der "Grange-grillard" mitten im Weinberg des größten Weinproduzenten aus Arbois, Henri Maire. In der eng besetzten Scheune servierten die Auszubildenden der Gastronomie-Fachschule in "Weiß mit Kochmütze" ein erlesenes Mahl mit nicht enden wollenden Speisefolgen. Die Hausacher Delegation ließ sich von der "Haute Cuisine d`Arbois" begeistern: Eine eindrucksvolle Präsentation für das Auge und den Geschmack der zumindest für diesen Tag anspruchvollen Gourmets aus Hausach.

In Anwesenheit der Arbois Volkstanzgruppe "Les Fiouves" verkosteten die Hausacher Bürger zwischen den gereichten Speisen die breite Palette an Weinprodukten aus Arbois: Den süßen Strohwein "vin de paille", den goldgelben "Vin jaune" für erfahrene Kenner, den Cremant du Jura, den Macvin und die Weine aus den Rebsorten Chardonnay, Savagnin, Poulsard, Trousseau und Pinot Noir.

Über die Jahre hinweg pflegten die beiden Gemeinden ihre Jumelage und Partnerschaft, trafen sich in der jeweiligen Partnerschafts-Gruppen, die für die lebendige Gestaltung immer wieder neue Ideen entwickelten. Gefragt war immer der kulturelle Austausch der Chöre, der Kirchenmusik, der Stadtkapelle, der Sportvereine und Trachtengruppen, der Kunstausstellung und der Pflege gemeinsamer Rituale wie die Anwesenheit beim Totengedenken oder wiederkehrender lokaler Festlichkeiten.

Dennoch lebt die Partnerschaft vor allem durch die vielen Freundschaften in den Familien der beiden Städte, durch die Freundschaft der Kinder und Jugendlichen im Schüleraustausch, durch die gemeinsame Erinnerung und die Vorfreude auf das regelmäßige Wiedersehen. 

_{Text und Gestaltung: Bernd Schmid / Bilder: Städt. Archiv} 

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