Hausach erhält hohen Besuch von den Fürstenbergern

Noch huldigen die Hausacher dem jungen Fürstenberger Karl Egon

"Es lebe Fürstenbergs erhabner Stamm"

1806 01b Oberestor 01

Wandbild an der Ostfassade des Schuhhaus Oberle 

Während in Paris die pompöse Hochzeit zwischen der Nichte und Adoptivtochter Napoleons, Stephanie de Beauharnais und dem badischen Erbprinzen Karl gefeiert wurde, huldigen die Hausacher Bürger noch brav dem kindlichen (8 Jahre) Fürstenberger Fürsten Karl Egon, der mit seiner Mutter und dem Vormund Graf Joachim Egon am 17.Juni auf der Durchreise der Stadt einen Kurzbesuch abstattete.

Dies in einer Zeit, in der die Fürstenberger ihre Reichsunabhängigkeit verloren und "mediasiert", unter dem Protektorat Napoleons, dem 1803 ernannten Großherzog Karl Friedrich unterstellt wurden.

Die beiden kleinen Markgrafschaften Badens vergrößern sich durch die säkularisierten Kirchengüter, durch Entschädigungen für die linksrheinischen Gebiete (ca. 25 000) Untertanen, durch die Neuregelung im "Preßburger Frieden" um das Vierfache auf 14 000 Quadratkilometer. Die Zahl badischer Untertanen hat sich in dieser kurzen politischen Phase auf ca. 900 000 versechsfacht.

Noch war nicht geregelt, welchen Einfluss der Fürst nach der bisherigen Verwaltung im Kinzigtal, eben auch in Hausach, behalten könnte.

In dieser politischen Situation erstellten die Hausacher ihrem bisherigen Feudalherren am oberen Tor einen Triumphbogen und schmückten ihn mit Reisig und Blumen. Am Bogen wird eine Inschrift angebracht. "Es lebe Fürstenbergs erhabener Stamm"

Als der fürstliche Wagen an dieser Triumphpforte anhielt, trug der Knabe Fidel Knupfer ein erstes Gedicht vor:

"Uns Kleinen auch sei erlaubt
Erlauchtester uns vorzustellen;
Zum ersten Mal Sie bei uns
persönlich zu verehren; Zwar
wir Thalbewohner kannten nie
der Dichter Sprache‚ nur was uns
die Herzen sagen, stammeln wir.
Hart fiel es uns, daß der Tod so schnell
Uns zwei so gute Fürsten raubte, doch bethen wir die Vorsicht an
und danken, daß der edle Stamm
der Fürstenberg noch nicht erlosch,
der Fürstenberg, die schon so lange
des Landes beste Fürsten waren.
Dir edle Pflanze, die in Eden
Als unser künftiger Regent ‚ 
Von Gottes Sorgfalt selbst gepflegt,
Von ihm für uns erhalten ward,
verheißt die Segenstage uns zurück,
die wir bei seinen Ahnen lebten.
Oh,wachse, Prinz, so flehen wir 
zu Gott, oh wachs als Bruder itzt,
Als Vater einst mit uns zur Ehr 
des edlen Stamms und deines Throns
und unsers Landes Segen auf !

Die hohen Herrschaften konnten sich danach nicht der Tränen erwehren, denn die Worte dieser Verse trafen ins Herz. Schließlich lag zu diesem Zeitpunkt des politischen Umbruchs die Zukunft des Fürstenhauses im Ungewissen. Die Herrschaften verließen Hausach mit dem Versprechen, "Hausach ihre Gewogenheit nie zu entziehen" und, dass sie "diesen schönen Empfang und feierlichen Tag segnen werden".

Text/Bild: Bernd Schmid
Quellen: Bischoff, "Chronik der Stadt Hausach" S. 215 , "Badische Geschichte" Konrad Theiss Verlag, Stgt. 1979, S. 15 ff