Gemeinderat wählt aus dem Gremium den Bürgermeister

Neue Amtsstrukturen bei schwieriger Versorgung

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Eugen Heizmann, 2. Nachkriegs - Bürgermeister 1946 - 1969

Gemeinderäte wählten am 22. September 1946 aus ihrer Mitte Eugen Heizmann zum Bürgermeister, ein Amt, das er bis Ende 1969 ausüben sollte. Bereits ab März führte er schon die Geschäfte des zurückgetretenen Bürgermeisters Rist und wurde dann von den Franzosen im April für diese Aufgabe bestellt. Bei der Stadt waren damals insgesamt 17 Beamte, Angestellte und Arbeiter beschäftigt.

Der Einbacher Gemeinde stand nach wie vor Bürgermeister Alois Benz vor. Bis zur Eingemeindung von Einbach zu Hausach im Jahre 1971 bekleidete er dieses Amt. Bald nach dem Zusammenbruch im Mai 1945 wurde von der französischen Besatzungsmacht wieder eine deutsche Verwaltungsstruktur nach und nach zugelassen. Für das Land Südbaden richtete man zunächst in Freiburg ein Staatssekretariat ein, an dessen Spitze Präsident Leo Wohleb stand. Schon 1945 arbeitete in Wolfach die Kreisverwaltung mit Landrat Seydel, der im Mai 1946 durch Ludwig Hess abgelöst wurde.

Anweisungen, Forderungen und Belehrungen ergingen in reichlichen Maße durch das »Amtsblatt der Landes- verwaltung Baden - Französisches Besatzungsgebiet«, das »Amtsblatt des französischen Oberkommandos in Deutschland« und die Rundbriefe der Kreisverwaltung auf den Tisch des Rathauses.

Noch war das Städtchen von den Kriegsschäden gezeichnet. Vieles konnte nur notdürftig geflickt werden. Die Handwerker hatten, wenn Material vorhanden, genug zu tun. Die wohl größte Last, die auf die Bevölkerung drückte, war der Mangel an Nahrungsmitteln, der nagende, schmerzende Hunger. Die Sorge, irgend etwas Essbares zu ergattern, stand im Vordergrund. Die Versorgung der Menschen über die Lebensmittelkarten war äußerst dürftig, reichte letztlich kaum zum Leben.

Welch ein Zufall! Auf dem Rathaus verteilte die »Riste Marie« wieder die Lebensmittelkarten für die Bevölkerung wie einst im 1. Weltkrieg bei ihrem Vater, dem Bürgermeister Gustav Adolf Rist. Das Geld war wertlos, deshalb blühte der Schwarzmarkt, der Tauschhandel; Hamsterfahrten zu den Bauern waren an der Tagesordnung, noch mehr das »Organisieren«.

Fast alles, was zum täglichen Leben notwendig war, wie beispielsweise Kleider und Schuhe, gab es nur auf »Bezugsscheine«, die auf dem Rathaus beantragt werden mussten. Wer entsprechende Tauschwaren hatte, kam auch an die begehrte »U-T-Ware« heran (Waren, die bei einem begehrten Tauschobjekt plötzlich unter der Theke vorkamen). Getauscht wurden z.B. 30 Schuhnägel gegen ein Ei oder zwei Pfund Butter für ein Paar Stiefel. Auch mit »Vitamin B« Beziehungen konnte so manches »hintenherum« erschlichen werden.

Der Kampf ums Überleben ließ vieles als entschuldbar erscheinen. Arbeit im Handwerk und den Betrieben war vorhanden. Was fehlte, war eben eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln. Jede Handbreit Boden wurde angepflanzt.

In den Mannesmannwerken wurden nicht nur beschädigte Eisenbahnwaggons repariert, sondern auch Gegenstände zum Tausch gegen Essbares hergestellt. Auch beim Hengstler sah es nicht anders aus. Bauern, Metzger und Bäcker wurden beneidet. Schlangestehen vor den Läden gehörte zur Tagesordnung, genauso wie das »Schwarzschlachten« von Tieren.

Die Städter zogen aufs Land und waren froh, wenn sie ums Essen mitarbeiten durften. Auf Anordnung der deutschen und französischen Behörden musste immer wieder bei den Landwirten Vieh »requiriert« werden. Man nannte dies »Schlachtviehaufbringung«. Im Mai 1946 musste, obwohl der Hunger im Land stand, Schlachtvieh für die Zivilbevölkerung des Saargebietes geliefert werden. Auch »Nutzvieh und Pferde« wurden für Frankreich und die französische Besatzungsmacht angefordert. »Bei Nichterfüllung der Umlage erfolgt die Beibringung durch französische Offiziere«.

Text/Bild: Kurt Klein
Digital. : Bernd Schmid