Die neue Pfarrkirche wird gebaut

Das Grundstück, der Krautacker im Städtle, gegenüber der Kaplanei, war schon lange für das mächtige Bauwerk reserviert 

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Foto: Reinhard Streit

Ein Glückstag für Hausach - Unglück in Wolfach

Nach langem Ringen waren die beiden wichtigsten Voraussetzungen für den Neubau der Katholischen Kirche gegeben: Der solide Kirchenfond von 1887 mit einem Kapital von 168 141 Mark und das ausreichend große Grundstück, die "Krautäcker" zwischen den Gasthäusern "Linde" (Anwesen Lauble / Weichenrieder) und dem "Engel" (späteres Anwesen Metzger, Gasthaus und Kino).

Der erzbischöfliche Baudirektor Max Meckel erhielt den Auftrag der Planfertigung. Ihm zur Seite stand Bauleiter Leopold Weitmann.

"Im März 1892 konnte mit den "Grabarbeiten" für den großangelegten neugotischen Kirchenbau begonnen werden. Im "Kinzigthäler", der damaligen Tageszeitung, konnte man unter dem Datum vom 26. Mai 1892 folgendes lesen: "Steinfuhr-Vergebung. Es werden ca. 400 Kubm. Steine, aus dem Einbacher Gemeindewald zum Kirchenneubau in Hausach zu fahren, vergeben. Reflecktanten wollen ihre Angebote bis längstens Freitag, den 27. Mai, anhier einschicken. Jos. Engelbrecht, Baumeister, Gasthaus z. Engel in Hausach."

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Max Meckel, erzbischöflicher Baudirektor

Dann nahte der denkwürdige Tag der Grundsteinlegung für die neue Kirche. Über ein Inserat in der Presse vom 25. Juni 1892 wurde die Bevölkerung von nah und fern vom katholischen Stiftungs- und dem Gemeinderat zu diesem Ereignis auf den folgenden Peter und Paulstag eingeladen. Die Feierlichkeiten wurden durch eine große Prozession um 14.00 Uhr von der Dorfkirche zum Bauplatz in der Stadt eingeleitet. Hausach prangte im Festkleid. Den Prozessionsweg hatten die Hausacher prächtig geschmückt, um auch äußerlich die Freude über diesen langersehnten Festtag zu dokumentieren. Wie lange musste man auf ihn warten!
Auf dem Bauplatz angekommen, wurde der Grundstein durch den Ortsgeistlichen, Dekan Georg Keller, im Rahmen der kirchlichen Feier gesegnet. Nach einem zeitgenössischen Bericht war die Teilnahme der Gläubigen aus dem Kirchspiel und den Umlandgemeinden überaus groß.

Bei der anschließenden weltlichen Feier, die sich bis spät in die Nacht hineinzog, schlugen die Wogen des Frohsinns sehr hoch. Dabei konnte auch der Durst gestillt werden, der an diesem schwül-heißen Tag besonders groß war. Doch die freudigen "Löscharbeiten" sollten im nachbarlichen Wolfach eine unvorhergesehene Fortsetzung finden. Geben wir dazu einem Wolfacher das Wort, das in der Chronik von Franz Disch festgehalten ist:
"... In großen Scharen eilten die Wolfacher zur Feier (Grundsteinlegung in Hausach). Abgespannt und müde von des Tages Hitze kehrte man zurück und legte sich zur ersehnten Ruhe nieder, nicht ahnend, was der andere Morgen bringen sollte. Kaum graute der Tag, da rötete sich der Himmel von der Brunst des im Rathaus ausgebrochenen Brandes. 3.45 Uhr war es, als das Signalhorn und die Sturmglocken schreckerregend Alarm schlugen." Auch in Hausach ertönte der Ruf: "S'Wolfacher Rothus brännt! !" Sofort eilten die Hausacher zur erbetenen Hilfe ins nachbarliche Amtsstädtchen. Nach mündlicher Überlieferung sollen sogar eine Anzahl Wehrmänner - Hausacher und Wolfacher - direkt vom Fest der Grundsteinlegung zum Brandplatz geeilt sein, um mit vereinten Kräften das "Löschen" fortgesetzt zu haben.
Man kann sagen, dass bei der Grundsteinlegung zur neuen Hausacher Kirche gleichzeitig, durch des Feuers Gewalt, ebenso der "Grundstein" zum Bau eines neuen Rathauses in Wolfach gelegt wurde.

Text/Bild: Kurt Klein