Bodennutzung 1852-1985

Hausach klimaneutral?

Entwicklung der Bodennutzung in Hausach seit 1852

Vor 1800  war die Erfassung von Flächendaten möglich, wegen der regional unterschiedlichen Maßeinheiten und Umrechnungen aber kaum zu vergleichen. Frühe Gemarkungskarten des 18. Jahrhunderts  gibt es für Hausach, Einbach und Sulzbach im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen. Die ältesten Gemarkungsat- lanten des Mittleren Schwarzwaldes liegen im Vermessungsamt Wolfach und Offenburg. Vor 1872 wurden Flächen mit der "badischen Rute" ( = 10 Fuß = 300 cm ) berechnet. Demnach entsprach eine "badische Quadratrute" einer Fläche von 9 qm. Daraus ließ sich auch die Fläche eines "badischen Morgens" Ackerfläche als 400 Quadratruten ableiten.  1 "Morgen"  hat im Badischen die Fläche von 3600 qm. Die gezeigte Übersichtskarte spiegelt die Gemarkung Hausach nach 1866. Sie bildet die "natürliche Größe"  der Gemarkung Hausach im Maßstab 1:10 000  ab.

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Westl.Teil (li), östl Teil (re) der Übersichtskarte der Gemarkung Hausach, Aufgliederung nach der Bodennutzung:

 
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hellgrün: Grasland, Gärten / dunkelgrün: Wald / hellgelb: Waid- und Reutfeld, indischgelb: Ackerland 

Die kartenmäßigen Darstellungen der Gemeinden im neu entstandenen Großherzogtum Baden 1806 verwen- deten annähernd 100 unterschiedliche Maßeinheiten.

Welche Rechenkünste erforderlich waren, um badisch einheitlich vergleichen zu können, kann man sich vorstellen. Die mit der Herstellung von Gemarkungskarten beauftragten Geo- meter, waren schon wegen der geringen Vergleichbarkeit vorhandener Bestän- de aufs höchste gefordert. Schließlich sollten Gemarkungsgrenzen, Bodenflä- chen, Nutzungsarten und Höhenanga- ben der jeweiligen Darstellung entnom- men werden können.

Für das überwiegende Großherzogtum Baden, vor allem für unsere Hausacher Gemarkung ist dieses Vorhaben gelungen. Für den Zeitabschnitt 1852, 1925, 1950 und 1985 veröffentlichte im Rahmen einer wissenschaftliche Arbeit, die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden- Württem- berg in „Mitteilungen Heft 146, Bd. 1u.2 eine Datensammlung, die bei geringster Fehlerquote von 1-2 % über die Flächennutzung in Hausach und den ehemaligen Gemarkungen Einbach und Sulzbach informiert. Zur Veranschau- lichung wurden die Daten in Diagrammen visualisiert.

Aus dem Zahlenmaterial (Tabelle), den beiden Diagrammen und dem Übersichtsplan ist zu entnehmen, dass ursprünglich gerodetes Reut- und Weidfeld (indischgelb) um 1950, im Jahrhundert der beiden Kriege und des Hungers nicht als Ackerland oder Wiese genutzt wurde. Den Waldflächen (dunkelgrün) wurde bis in die Gegenwart einmal mühsam abgewonnes Reutfeld wieder durch Aufforstung zugeordnet.

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Diagramm nach den Daten der oberen Hälfte, s.u., erstellt von Online-Chronik

  
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Daten der Forschungsergebnisse für die ehemalige Gemarkung Hausach (oben) und die Gemarkung nach der Eingliederung (unterer Datenbereich)

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Diagramm der Daten nach der Eingliederung

Vom Schlossberg erstreckte sich über den Kreuzberg bis zur südwestlichen Hausacher Gemarkungsgrenze eine offene Landschaft bestehend aus Wiesen, Weiden und Ackerfeld. Ähnliches lässt sich am Hinterhof, im vorderen Breitenbach, nördlich des bewaldeten Pfarrberges und für die damals noch unabhängigen Talgemeinden Einbach und Sulzbach feststellen.

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Der Blick von der ehemaligen Meistergasse über das "Meisterhaus" zum Kreuzberg belegt die ursprüngliche Reut- und Weidefläche Richtung Schlossebene und am Kreuzberg. (Foto um 1920 - städt. Archiv)

Im Jahrhundert des schädlichen CO2 Treibhausgases ist dieser Trend zunächst nachhaltig positiv zu bewerten. Nach der schulischen Faustformel absorbiert die Fläche eines ha Waldes durchschnittlich das jährlich verursachte CO2 – Konto eines Bundesbürgers.

Bei der heutigen überwiegenden Bodennutzung Wald müsste die Hausacher Waldfläche von 2500 ha auf über 5000 ha verdoppelt werden, damit das von unserer Gemeinde verur- sachte Treibhausgas neutralisiert werden könnte.   Bezüglich der Wünsche der Offenhaltung unserer Landschaft lässt sich das nicht umsetzen. Es sei denn, die Hausacher reduzierten, durch welche Verhaltensänderung auch immer, das persönliche CO2  - Konto um die Hälfte. Kreativität ist angesagt !

Text / digit. Bearbeitung: Bernd Schmid

Datenerhebung/Quelle:  Uwe Eduard Schmidt, in Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden- Württemberg in ihren „Mitteilungen Heft 146, Bd. 1u.2