Vormilitärische Ausbildung der Jugend in Hausach

Die Ursprünge der Fliegerei in Hausach

Bericht: Helmut Selter

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Der alte Hausacher Sportplatz mit Turnhalle. Hintergrund: Die Wintermaxenwiese Heute: Gelände des Schwarzwälder Hofs, Hegerfeldstraße

In Haslach war der Sturmsitz des „Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK)". Gewerbeschullehrer Elsenhans war Sturmführer. Die zentrale Werkstätte war in Haslach. Während die älteren Jahrgänge, die Interesse am Fliegen zeigten, in Haslach zusammengefasst wurden, durften in Hausach schon die Jüngeren erste Flugerfahrungen sammeln und vor allem auch selbst am Segelflugzeugbau mitwirken.

1939 hatten wir unsere Werkstatt im Bauhof der Stadt über dem noch erhaltenen schönen Gewölbekeller. Das war unsere 'Fliegerbude". Es war nur ein kleiner Raum, der in Eigenleistung vergrößert wurde. Schreinermeister Siegfried Schoch (Gutach Turm) war Werkstattleiter. In der Fliegerwerkstätte in Hausach bauten wir die Rippen für die Flugzeuge (SG 38), die in Haslach weiter gebaut wurden.

Rudi Merkle, Sohn des Hausacher Postmeisters und Ortsgruppenleiters Merkle, war Gefolgschaftsführer der Flieger-HJ. Er war ehrgeizig und wollte in der Rangfolge aufsteigen. Daher gründete er den Technischen Stamm der Flieger HJ, die Motor HJ, die Marine HJ in Zell und der Nachrichten HJ. Auf Grund seines NS- Engagements blieb ihm nach Kriegsende die Lehrerausbildung versagt.

Mein erster Start war zwei Wochen nach Kriegsbeginn (1939) auf dem alten Hausacher Sportplatz. Ein angesagtes Fußballspiel war wegen des Krieges ausgefallen. So schauten uns vom Rand eher Fußball Interessierte zu. Zunächst war das „Pendeln“, die Fläche im Wind halten, angesagt. Dann wurde mit "Rutschern" begonnen. Ich war der Jüngste und Leichteste. Trimmgewichte, die mein zu geringes Gewicht ausgleichen sollten, waren nicht vorhanden. Anstatt zu "Rutschen" hob ich ab und sah vor mir die Leitung über dem Platz. Glücklicherweise wusste ich schon, dass man durch "Drücken" wieder auf den Boden absinken konnte. So stand ich dann endlich vor dem unteren Tor. Ich hörte Beifall, hatte das Herz jedoch in der "Hose".

Eine Woche später hatte der Fluglehrer wieder Heimaturlaub. Die Älteren fühlten sich immer stärker und wollten auf dem freien Gelände beim Wintermax fliegen. Start des Schulgleiters (SG 38) war am oberen Ende der Wiese. Friedrich Harter landete in den Bäumen am unteren Wiesenrand.

Das Entsetzen war groß! Das durfte keiner merken. Da wir Rippen bauen konnten, stand für die Älteren fest, die Rippen, die an beiden Flächen beschädigt waren, zu „organisieren“. Am Montagmorgen um 6 Uhr konnten wir die SG 38 repariert wieder nach Haslach zurückbringen.

Geflogen wurde in Baldingen und in Lahr an der Winde, am Wartenberg und in Engen, wo die die A- , die B- und die C-Prüfung und der Luftfahrerschein erworben werden konnte. Der Segelflug war eindeutig ebenso vormilitärische Ausbildung wie die Ausbildung zum Funker.

Für die Ausbildung zum Flugzeugführer mit dem Motorflugzeug waren bis zum ersten Alleinflug 100 bis 110 Starts notwendig. Wer mehr brauchte, wurde abgelöst. Durch die Segelfliegerei in der Flieger HJ konnte Sprit gespart werden. Die Startzahl wurde bei vielen begeisterten Anfängern deutlich vermindert. Wer als Segelflieger mehr als 15 Starts im Motorflugzeug benötigte, wurde ebenso abgelöst. Mein erster Motor-Alleinflug war „der sechste Start“!

Die „Fliegerbude“ im städtischen Magazin war Treffpunkt und Ort der Zusammenarbeit der NS-Jugendarbeit in Hausach. Nur den wenigsten von uns war klar, in welche Richtung das vielseitige Engagement des NS-Regimes für die damalige Jugend strebte.

Digit. u. textl. Bearbeitung: Bernd Schmid Bild: Städt. Archiv