Uniform gegen Soutane

Uniform und Glaube

Ein Zeichen der Zugehörigkeit, ein Zeichen der Hoffnung? 

1915 B01 Fuggispfarrer20062013

Pfarrer Hermann Armbruster

Groß war die Freude in der Hausacher Kirchengemeinde, als der aus dem hinteren Breitenbach stammende Bauernsohn Hermann Armbruster das Kirchspiel vom alten Fluch des angeblichen "Priestermordes" befreite. Er tauschte die Uniform mit der Soutane und dem römischen Kragen. Diese äußere Erscheinungsform des Klerikers war kirchenrechtlich als Erkennungszeichen des geistlichen Standes in der Öffentlichkeit vorgeschrieben.

Auch in Hausach trugen die Pfarrer und Kapläne bis in die 70er Jahre dieses Gewand und waren so vor allem von den Schulkindern von weitem zu erkennen. Notfalls wechselten sie auch die Straßenseite, um den jeweiligen Geistlichen angemessen zu begrüßen. Die Buben mit einer leichten Verbeugung (Diener), die Mädchen mit einer angedeuteten Kniebeuge (Knicks). Die vorgeschriebene Begrüßungsformel "Gelobt sei Jesus Christus", die oft zu schnell (huddelig) gesprochen wurde, durfte dabei nicht fehlen. Der Stadtpfarrer oder Kaplan gehörte zu den wichtigsten Persönlichkeiten des jeweiligen Ortes.

Die Erkennbarkeit des Priesters durch sein Gewand ist auch heute noch nicht aufgehoben, beschränkt sich aber häufig auf das übliche Ansteckkreuz.

Die Uniform dagegen hat durch die geschichtliche Erfahrung gerade in Deutschland ihre Würde und ihren Glanz verloren. Dennoch wurde sie getragen, als Zeichen und Symbol staatlicher Ämter, seit der Weimarer Republik auch als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer wichtigen Gruppe.

So tragen die Hausacher DRK- Angehörigen, die Männer der freiwilligen Feuerwehr, die städtischen Musiker bis heute traditionell eine schmucke Uniform, die nicht zwingend funktional bei der Ersthilfe, der Versorgung von Verletzten, beim Löschdienst oder beim Musizieren erforderlich ist.

Funktional notwendig war dagegen die spitzenbesetzte Kleidung des Zimmermädchens, das sich auf dem Erinnerungsfoto des Primizianten, zumindest optisch, erhaben über den Würdenträgern, dem wichtigen Geschehen vor dem geschmückten "Hirschen" zuwendet.

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Die Primiz eines Priesters strahlte in die Gemeinde hinein und war ein großes Ereignis, das in der Liturgie aber auch als Fest für alle gefeiert wurde. Der Primiziant Hermann Armbruster stellte sich mit seinen Ehrengästen und Familienangehörigen vor dem Gasthaus Hirsch dem Fotografen. 

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Sylvester Schmid vom Spänlehof, ein Vetter des Primizianten war zur gleichen Zeit zum Kriegsdienst gegen den Erbfeind in Frankreich verpflichtet. Beide Fotos dienten als Postkarte und wurden, hier auch dem Sylvester und  anderen Hausacher Kriegsteilnehmern,  zu Kriegsbeginn per Feldpost, als Zeichen der Hoffnung  verschickt. In seinem noch erhaltenen Tagebuch schildert Sylvester das grausige Geschehen des 1. Weltkrieges. Dennoch wird er sicher diese Karte als Glücksbringer aus der Heimat bei sich getragen haben. Er überlebte und wirkte nach seiner Rückkehr beispielgebend positiv. Er war trotz akuter Gefährdung später ein öffentlich bekennender Gegenspieler des NS-Regimes.   

Text/Digit. Gestaltung: Bernd Schmid, Bildmaterial Maria Benz, Lehmannnshof