Neuordnung der Finanzen und 1. Bürgermeisterwahl

Sattler: "Es leitet mich nur das städtische Wohl"

Ein aufschlussreiches Gehalts- und Lohngefüge

1806 02c Sattler31072013

Steuerperäquator, Fürstlicher Schichtmeister und Bergamtskassier

Stadtrechner Joachim Sattler stellt fest, dass die Stadt seit dem schuldenfreien Jahr 1779 durch unverantwortliches Wirtschaften der Stadtverwaltung in Verantwortung des Bürgermeisters Wernhöre und des Rats eine Schuldenlast von 32 000 Gulden (entspricht 305,44 kg Feinsilber, Wert im Jahre 2013 € 12 9812) angehäuft hätte. Diese Schuldenlast lässt sich nur im Vergleich mit den Lebenshaltungskosten dieser Zeit bewerten. Hausach zählte zu diesem Zeitpunkt 115 wahlberechtigte Bürger und hatte damit eine pro/Kopf-Schuld von € 1128. Um seine persönliche pro/Kopf-Schuld zu tilgen, hätte Bürgermeister Wernhöre 5,5 Jahre auf seinen Jahreslohn verzichten müssen.

Der Wochenlohn eines Leinenwebers auf den Höfen betrug 2 Taler und 3 Kreuzer (33,7 Feinsilber, € 14,32 )

Der Tageslohn einer Näherin/Strickerin betrug 5 Kreuzer (€ 0.32 )

1500g Mehl kosteten 4 Kreuzer ( € 0,28)

1 750g Fleisch kosteten 13 Kreuzer (€ 0,91)

In diesem Kostenrahmen schlug Stadtrechner Sattler einen städtischen Sparhaushalt vor: Gemäß dem badischen Organisationsdekret nur 1 Bürgermeister (statt 2 BM und Schultheißen) mit einem Jahresgehalt von 50 Gulden ( € 203 )

Dem Stadtrechner stehen 75 Gulden zu, das sind € 304 Jahresgehalt.

Das Ratsglied (Verwaltungschef), dem die örtliche Polzei-, Weinanschneider-, Brotwäger-, Fleischschätzer-, Feuerschau- und Waisenrichterfunktion übertragen wird, erhält dafür ein Jahresgehalt von 30 Gulden / € 122

Dem Bau- und Waldmeister (Bauhof) stehen 20 Gulden / € 81 jährlich zu.

Wohl auf Grund des angestrebten Sparhaushalts, vielleicht auch wegen seiner Strenge, der auswärtigen Herkunft (Friedingen), wählten die Bürger den einheimischen Wernhöre zum 1. Bürgermeister nach neuem Badischen Recht. Sattler unterliegt mit 4 Stimmen Differenz. Er bleibt aber Stadtrechner und kämpft weiter um die Nachhaltigkeit der städtischen finanziellen Lage, wie er dem Kreisdirektorium in Offenburg mitteilt "nicht um andere zu verdrängen und sich einzuführen, es leite ihn nur das städtische Wohl."

Text: Bernd Schmid
Quelle /Bild: Bischoff`sche Chronik / Chronik der Stadt Hausach S. 64