Herrschaft des Graf-Heinrich VI im Kinzigtal

Graf Heinrich VI (1432 - 1490)

Einer der beliebtesten Fürstenberger, die im Kinzigtal regierten

1432 Wappen Graf Heinrich11072013

Siegel des Grafen Heinrich VI

Im Februar 1483 wurde in Offenburg ein großes Ritterspiel veranstaltet. Auch Graf Heinrich VI folgte der Einladung und zog mit 30 Pferden dorthin. Er war einer der beliebtesten Herrscher aus dem Hause Fürstenberg, die im Kinzigtal regierten. Er entspross der Ehe des Grafen Conrad von Fürstenberg mit der Gräfin Adelheid von Bitsch und Zweibrücken. Als sein Vater 1419 starb, war er unmündig.

Erst 1432 nahm er das Zepter in die Hand. Da er sehr weitsichtig und sparsam war, gelang es ihm, die zerrüttete Finanzlage seines Vaters wieder zu ordnen. Weil seine Mutter als Witwe im Wolfacher Schloss wohnte, zog der junge Graf es vor, auf die Hausacher Burg zu ziehen, um von dort aus zu regieren. Er dürfte wohl der einzige fürstenbergische Graf gewesen sein, der in Hausach residierte. Allerdings wechselte er auch nach Haslach und nach Wolfach über.

Graf Heinrich war überaus baufreudig. So ließ er das Wolfacher Schloss umbauen, schenkte der Wallfahrtskirche auf St. Jakob sein Augenmerk und bedachte die Pfarrkirche Wolfach immer wieder mit Zuwendungen.

Ab 1453 begann er, seine Hausacher Residenz, das Schloss, von Grund auf zu erneuern. Sein Schreiber Michael Spieser hat genaue Aufzeichnungen über Fortgang und Umfang der Baumaßnahmen hinterlassen. So wurde 1477 der Schlossturm vollendet. 1478 förderte der Graf den Bau des Barfüßerklösterleins, das neben der längst bestehenden St. Sixt-Kapelle aus den Fundamenten wuchs. Bestimmt durfte auch die Hausacher Dorfkirche auf seine Gönnerschaft setzen.

Als Hauptmann der oberländischen Ritterschaft begleitete der Graf den deutschen Kaiser (1451) nach Rom und ließ sich von ihm auf der Engelsbrücke mit etwa 300 adligen Herren zum Ritter schlagen. Überhaupt muss er ein kämpferischer Haudegen gewesen sein: So werden vier Großturniere, 21 Gesellen- und 24 Kampfstechen aufgezählt, an denen er teilnahm. Bei seinen Untertanen war er wegen Leutseligkeit und vielfältiger Schenkungen sehr beliebt.

Eine Ehe ist er nie eingegangen, obwohl er der Liebe nie abhold gegenüberstand. Davon zeugen etwa 80 »Spurii« (uneheliches Kind eines Adligen), denen der Vater aber durch entsprechende Zuwendungen seine Gunst nicht versagte. Dies brachte aber seinem Ansehen keinerlei Abtrag. Im Gegenteil, als er den Wolfachern großherzig viele Schulden und Abgaben nachließ, stifteten sie für ihren Wohltäter einen »großen Jahrtag« (1485), eine Jahrtagsmesse, die jährlich nach seinem Tod gehalten werden sollte. Es zeigte sich jedoch, dass dieser »ewigliche Jahrtag« zu viel kostete.

Nach schwerer Krankheit verschied Graf Heinrich VI in der Andreasnacht am 30. November 1490 in Wolfach. Dort hat er seine Ruhestätte gefunden, obwohl in der dortigen Stadtkirche keine Hinweise mehr auf sein Grab zu finden sind.

Nach seinem letzten Willen hatte er  "wenn auch »ohn ehlich wiber« gestorben, "seinen Söhnen Christoffel, Hans und Heinrich und deren Mutter Margretten Kueffer, seiner »lieben, treuen Dienerin«, reichliche Güter zum Lebensunterhalt hinterlassen. Mit Heinrich VI. erlosch die Wolfacher Linie der Fürstenberger.

Die Hausacher erinnern an den beliebten Fürstenberger Grafen durch die Benennung einer Straße im Hegerfeld und durch die Namenspatenschaft für die Grund- und Werkrealschule.

Text: Kurt Klein