Französische Truppen nehmen Hausach ein
Besonnene Hausacher Bürger verhindern ein Blutbad
Bange Fragen ergriffen die Bevölkerung des Kinzigtals in der ersten Aprilhälfte 1945, denn französische Streitkräfte drangen ohne nennenswerten Widerstand talaufwärts. Als dann Haslach in ihre Hände gefallen war, breitete sich auch im Hausacher Kirchspiel am 21. April die Angst vor dem Kommenden aus. Vor allem fürchtete sich die Bevölkerung davor, dass Hausach verteidigt werden sollte. Schließlich gab es hier vom Martinshof bis nach Gutach-Turm einen nahezu zehn Bunker umfassender Sperrriegel links und rechts der Kinzig. Sie waren aber noch vor dem Eintreffen der französischen Vorhut verlassen worden. In der Stadtmitte formierte sich indes eine Gruppe Soldaten und Volkssturmmänner, die Hausach verteidigen soll.
Es gelang jedoch einigen Hausachern, darunter Stadtpfarrer Heinrich Brunner, die Kampfwilligen von ihrem sinnlosen Vorhaben abzubringen. Sie nahmen den Vorschlag an, sich mit einem Lieferwagen des »Hosenträger Schmider« von Theodor Oberle aus dem Ort fahren zu lassen.
Zwischenzeitlich stießen Panzerspitzen gegen Hausach vor. Eine Abteilung setzte vom Martinshof zum Angriff an. Einige Männer der Stadt - Zeitzeugen nennen Elektromeister O.Kaiser, einen in der Stadtmühle arbeitenden französischen Kriegsgefangenen und zwei elsässische Zwangsarbeiter- eilten den Soldaten vom Hasenfeld mit der weißen Fahne entgegen, um die Stadt kampflos zu übergeben. Kurzerhand wurde Kaiser auf den Panzer gesetzt: Beim ersten deutschen Schuss gelte ihm der zweite. Mühelos erreichten die durch die Kinzig fahrenden Panzer die Stadt.
In einem zweiten Stoßkeil drangen die Franzosen links der Kinzig auf der Straße vor. Die eilig beim Adlersbach aufgeworfenen Schützengräben blieben leer, die am Steinbruch beim Haldenkopf errichtete Panzersperre offen. Kurz vor der Stadt wurde ein Warnschuss auf den Schlossturm abgefeuert. Kein Widerstand regte sich. Das Rathaus war leer. Schließlich kamen Bürgermeister-Stellvertreter Josef Jäckle und Wachtmeister Fritz Barth herbei. Den uniformierten Polizisten erwartete eine Tracht Prügel. Dann wurde Hausach mit der Bitte um Verschonung übergeben. Die in der Stadt untergebrachten Gefangenen und Zwangsarbeiter stellen sich vor die Einwohner und verhinderten so größere Ausschreitungen.
Auf welchem Pulverfass die Bevölkerung saß, wurde erst später bekannt. Denn der Kreisleiter hatte verfügt, die Mannesmann-Werke und die Stadtmühle vor der Einnahme durch die Franzosen zu sprengen. Die Ladungen waren so groß, dass sich weite Teile der Stadt in ein Trümmerfeld verwandelt hätten. Diese Wahnsinnstat konnte aber durch den schnellen Vormarsch der französischen Armee verhindert werden.
Text und Bild-Repro- Kurt Klein
Digital.Bearbeitung: B. Schmid